„Lebenslauf“ :
Vergangenheitsbewältigung in der UPK Basel
Als ich in der Klinik war, musste ich meiner zuständigen Psychiaterin eine Art Lebenlauf schreiben damit sie eine Ahnung hatte, wo mein Schwerpunkt lag.
Diesen Bericht den ich über mich schrieb, ist sehr sehr offen und direkt. Eigentlich wollte ich ihn wirklich nur meinen engsten Freunden zeigen, da er sehr persönlich ist. Aber ich denke, um mir selbst zu helfen ist es wichtig mich zu offenbaren, da ich gelesen habe dass, wenn ein psychisch kranker Mensch sich selbst eingesteht, das er ein Problem hat, es der erste Schritt ist zur Genesung. Mal schauen...
Mein Leben in kurzen Sätzen
Ich wurde 1979 in Bern geboren. Meine Mutter war soweit ich weiss, 31 Jahre alt und mein Vater 21. Meine Mutter war schon vor meiner Geburt bipolar-depressiv und schizophren. Mein Vater, schon damals starker Alkoholiker. Mit ein paar Monaten wurde ich zu meinen Grosseltern gegeben,die damals schon 50 Jahre alt waren. Die Vormundschaftsbehörde beschloss damals, dass ich meine Mutter regelmässig sehen sollte – was ich bis heute aufs schärfste verurteile! Denn ich bekam alles mit. Ihre peinliche Art, wenn sie mich mal wieder vor allen fremden Leuten bloss stellte. Ich wünschte mir jedesmal das sie einfach nicht mehr kommen möge. Sie kannte keine Grenzen. Sie erbrach sich nach jedem Essen vor OFFENER! Tür auf dem Klo, nachdem meine Grossmutter sich so sehr bemühte, etwas besonders zu kochen. Es war einfach „normal“... Als ich 8Jahre alt war, hatte meine Mutter einen Freund, (wie so oft!) und als sie mal wieder vollgepumpt war mit Medis und Haschisch, legte er sich zu mir ins Bett, und fasste mich an.. Bis heute habe ich einen tiefsitzenden Hass in mir, gegen diesen Menschen!!!
Mit 10 Jahren beschloss das Jugendamt, mich in ein Kinder/Schulheim zu geben, da ich schulisch sehr schlecht war, und extreme Konzentrationschwäche hatte. (die bis heute noch anhalten) -Mir wurde das einzige genommen, was ich noch hatte-meine Grosseltern! Ich wollte aus einem Fenster springen, mit 10 Jahren. Es riss mich in Stücke!
Mit 15 Jahren wurde ich von einem Jugendlichen im Heim, sexuell missbraucht. Er vergewaltigte mich. Da sich die Erzieher auf seine Seite stellten, sah ich keine Chance die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sie behaupteten, ich hätte es provoziert, resp. Ihn verführt... obwohl ich damals frisch mit einem Jungen zusammen war. (die Beziehung hielt fast 5 Jahre!) Mit 17 konnte ich es durchbringen, ein Jahr früher aus dem Heim zu gehen, und ich schaffte entgegen allen Behauptungen der Erzieher, meine Lehre erfolgreich abzuschliessen. Mit 20 trennte ich mich von meinem Ex Freund, da es einfach nicht mehr stimmte und wir zuviel schlechtes erlebt hatten.
Kurz darauf, lernte ich einen Mann kennen der bei einer Jobvermittlung arbeitete. Wir freundeten uns an, und da ich von ihm wusste das er ein Neugeborenes Baby gerade bekam und verheiratet war, dachte ich, wäre der „Fall“ erledigt. Ich war auch in keinster Weise bereit, etwas neues anzufangen, da ich einfach nur mal alleine sein wollte, meine Freiheit geniessen. Nun, es kam so das er mich in meiner eigenen Wohnung um ein Haar vergewaltige. Hätte ich damals meine Tage nicht gehabt, hätte er in mich eindringen können. Er zwang mich ihn oral zu befriedigen und so weiter.... Am nächsten Tag dann, fing es mit dem erbrechen an. Ich erbrach, sobald ich an diese Szenen denken musste. 10 Kg ab. Ich wog noch 48Kg. Ich lernte ein paar Monate danach meinen damaligen Freund kennen-wir blieben fast 7 Jahre zusammen. Er half mir sehr und gab mir Kraft. Doch ich fiel immer wieder in meine Essstörungen rein... Jahr für Jahr ging mein Gewicht mal hoch (normalgewicht) und mal runter...
Nun, ich wechselte sehr oft meine Jobs, da ich es nie lange irgendwo aushielt, aus diversen Gründen. Mit meinen letzten Beziehungen lief es (bis auf die jetztige) sehr schlecht. Ich liess mich sehr oft demütigen, und missbrauchen. (nicht auf sexuelle Art) Da ich auch oft dachte, es nicht anders verdient zu haben. Was ich auch heute noch immer in meinen Gedanken habe. Und so bestrafe ich mich mit Selbstverletzung (brennen und schneiden) und mit Nahrungsentzug oder eher selten, durch erbrechen) Seit dem 4.März ca. Habe ich bis jetzt 13Kg abgenommen. Manchmal sind es 2 Kg in der Woche. Meine Gedanken drehen sich den ganzen Tag nur ums Essen, bez. Nicht essen. Ich zähle JEDE kcal. Und wieviel ich wann zu mir nehmen darf. Ich treibe exszesiven Sport,nebenbei. (wenn ich nicht wie so oft, stark genug auf den Beinen bin) Ich sehe im Spiegel nicht mich, sondern eine aufgequillte, fette Kuh die einfach nie gut genug ist. Und doch bin ich sehr stolz auf meine Leistungen, und erst recht, wenn mein Gewicht am nächsten Tag weniger anzeigt, als am Tag zuvor! Dann könnte ich schreien vor Freude – es gibt mir einen wahnsinnigen Kick, den ich nicht mehr missen möchte!!!
Mir ist schon bewusst, das ich mich auf ein sehr gefährliches Spiel eingelassen habe, aber es ist wohl nicht ernst genug, um damit aufzuhören. Ich will weiter. Ich will ich sein. Ich denke mit 48 Kg bin ich wieder ich selber. Und dafür nehme ich alles in Kauf. Den Schwindel, die weichen Knie, den Hunger, die Herzraserei usw... Ich halte nichts von mir, oder meiner Gesundheit. Daher ist es mir auch egal, ob ich mich in Gefahr begebe oder nicht. Aufhören kann ich jederzeit denke ich, oder hoffe ich mal.
Oft nehme ich Abführmittel ein, obwohl es unsinnig ist bei einem Tagesumsatz von max. 500Kcal. Auch Appetittzügler gehören dazu. Nicht täglich, nur dann wenn der Hunger besonders schlimm ist... Es kann mir einfach nicht schnell genug gehen!!! Und das macht mich halb wahnsinnig! Die Waage entscheidet momentan über meinen Wert. Zeigt sie mehr an als am Vortag, ist mein Tag gelaufen,und ich stürze mich noch mehr in mein Sportprogramm, um es wieder wett zu machen. Dazu esse ich dann natürlich noch weniger, als jetzt schon. Es geht einfach nicht anders. Ich kenne keine Lösung...
Auch in Sachen Beziehung: Jedes mal wenn ich irgendwie streit habe mit meinem Freund z.b, verletzte ich mich danach selbst. Ich halte diesen Druck dann kaum aus! Es ist danach eine genugtuung, mir selbst gegenüber. Ich denke dann, siehst du! Du hast es nicht anders verdient! Etc...